Achtzigster Jahrestag der Operation Juno – zum Gedenken an die Gefallenen
Zur respektvollen Erinnerung und Ehrung der gefallenen Kameraden auf britischer und deutscher Seite
Von Bernd Ulrich
Liebe Kameraden,
heute vor 80 Jahren, am 8. Juni 1940, spielte sich im Nordatlantik jenseits des Polarkreises ein Drama ab, das fast tausendsechshundert britischen und fünfzig deutschen Marinesoldaten das Leben kostete. Weil dieses Gefecht in mancherlei Hinsicht bemerkenswert ist, möchte ich heute daran erinnern.
In der Historie ist das Geschehnis bekannt als die Operation Juno. Es gibt viele ausführliche Darstellungen dieser Seeschlacht im Internet, so etwa hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Juno, von daher will ich die Geschichte nur kurz anreißen und mich auf die interessanten Aspekte konzentrieren, die bis heute diskutiert werden.
Zum eigentlichen Geschehen: Völlig überraschend lief an dem besagten Tag vor genau 80 Jahren ein britischer Flottenverband, bestehend aus einen Flugzeugträger, der Glorious, sowie den beiden Zerstörern Acasta und Ardent direkt vor die Geschützrohre der deutschen Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau. Direkt ist übertrieben, denn bei Feuereröffnung waren die beiden Verbände
noch über 26 km entfernt. Tatsächlich traf bereits die zweite Salve der Gneisenau auf dieser Entfernung, bis dato der weiteste Treffer, den je ein Schiffsgeschützes je in einem Seegefecht erzielt hatte. Der Flugzeugträger konnte damit keine Flugzeuge mehr starten. Zudem waren nicht alle Kessel unter Dampf, so daß die deutschen Schiffe näherkamen und den Träger mitsamt den beiden Zerstörern, die vergeblich versucht hatten, den Träger durch Einnebelung zu schützen, versenkten. – Beide Zerstörer fuhren bis zuletzt Torpedoangriffe auf die Deutschen Schiffe. Ein Torpedo traf die Scharnhorst, verursachte schwere Beschädigungen und tötete 50 Matrosen. Tragisch: Durch diesen Schaden wurde der deutsche Verband gezwungen, nach dem Gefecht schnellstmöglich einen norwegischen Hafen anzulaufen. Es blieb keine Zeit zur Rettung der Schiffbrüchigen. Nur 43 Überlebende des Trägers und 3 der beiden Zerstörer werden Tage später gerettet.
Es war der schwerste Verlust an Mannschaften, den die Royal Navy je in einem Gefecht während des zweiten Weltkrieges erleiden mußte. Bei der nachfolgenden kriegsgerichtlichen Untersuchung stellte sich heraus, daß der Kommandant des Flugzeugträgers aus dem Ehrgeiz heraus, den für die Flugzeuge verantwortlichen Offizier schnellstmöglich vor ein Kriegsgericht zu stellen, die Luftraumüberwachung um den Träger durch Bordflugzeuge versäumt hatte. Grund für das Zerwürfnis war die Weigerung des Geschwaderkommandanten, seine Flugzeugbesatzungen für einen seiner Meinung nach aussichtslosen Einsatz aufzuopfern. Noch eine Besonderheit: Die Akten dieser kriegsgerichtlichen Untersuchung sind für hundert Jahre gesperrt und werden erst 2041 freigegeben.
Vor zwanzig Jahren, anlässlich des 60. Jahrestages des Dramas, verstärkten sich Spekulationen, daß die schiffbrüchigen Seeleute seitens der Briten bewusst ihrem Schicksal überlassen wurden. Denn in gerade mal 50 Seemeilen Entfernung befand sich der britische Kreuzer Devonshire. Die Funksprüche der Glorious wurden von dem Kreuzer empfangen; innerhalb weniger Stunden hätte das Schiff an der Untergangsstelle eintreffen können um Schiffbrüchige aufzunehmen. Statt dessen setzte der Schwere Kreuzer den Kurs mit erhöhter Geschwindigkeit fort. Eine mögliche Erklärung ist, daß man das Schiff nicht dem Risiko eines Artillerieduells mit den überlegenen deutschen Schlachtschiffen aussetzen wollte. Eine plausiblere Erklärung: Die Devonshire hatte den norwegischen König mitsamt seinen Kabinett an Bord auf dem Weg ins britische Exil. Es galt, diese Mission nicht zu gefährden:
https://api.parliament.uk/historic-hansard/commons/1999/jan/28/hms-glorious
Die englischsprachige Wikipedia schreibt dazu:
Devonshire evacuated King Haakon VII, Crown Prince Olav, and Norwegian government officials, including the Prime Minister, Johan Nygaardsvold, from Tromsø on 7 June. On board were 461 passengers. The ship passed within 50 miles (80 km) of the action in which the aircraft carrier Glorious and two destroyers were sunk by Scharnhorst and Gneisenau. Although an enemy sighting report had been received in Devonshire, Cunningham’s orders were to get Haakon VII to safety, and the cruiser sped up and continued on her course.[15]
Obgleich die deutschen Schiffe der Royal Navy einen schweren Verlust zugefügt hatten, war dies nicht im Sinne des deutschen Marineoberkommandos. Denn die eigentlichen Evakuierungskonvois der Briten von Norwegen zurück nach Britannien waren entkommen. Admiral Marschall wurde seines Kommandos enthoben und mußte sich vor ein Kriegsgericht verantworten.
Zeitgenössische deutsche Wochenschauen feierten das Ereignis dennoch als Seesieg. Die schwere Beschädigung der Scharnhorst wurde dem deutschen Publikum vorenthalten.
Eine detaillierte, lesenswerte bebilderte Darstellung der Chronologie findet sich hier(leider nur englisch)
Mit marine-kameradschaftlichen Grüßen
Bernd
Weitere Informationen
HMS Glorious – Guide 065
Operation Juno and the sinking of HMS Glorious
Silent Hunter 4 Naval Battle Operation Juno
Titelbild: Collage / Bildschirmfoto Youtube
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Operation Juno