Medien plappern nach – Finanzministerium segelt unter falscher Flagge
Von wegen der Fiskus hat 12 Mrd. Überschuss “erwirtschaftet”…
Von Jürgen Stark *
Wie wird man heutzutage eigentlich Redakteur für Wirtschaft und Finanzen? Benötigen Redakteure eigentlich noch grundlegendes Fachwissen oder kann man hier quasi so als „Hobbykoch“ anderen irgendwelche lauwarmen Gerichte servieren?!
Sorry, aber dieser Eindruck entsteht, wenn man sich die überall in den Medien widerspruchslos nachgedruckte PR-Meldung der Bundesregierung und ihres Finanzministeriums aktuell ansieht: „Der Bund hat im Jahr 2015 einen Haushaltsüberschuss von 12,1 Milliarden Euro erwirtschaftet“ – finde den Fehler! Ein kleines bisschen Basiswissen in Volkswirtschaftslehre (VWL) wäre bei dieser naiv kolportierten Meldung, die uns jetzt landesweit beglückte, in den Redaktionsstuben hilfreich gewesen.
Dazu gehört auch die grundlegende Erkenntnis, dass man hierzulande auf den Fachbereich VWL einst immer einigermaßen stolz war. Denn im Gegensatz zur reinen Lehre von der Betriebswirtschaft (BWL), welche vor allem in den angelsächsischen Ländern die Analysen des Wirtschaftslebens prägen, hielt man hier große Stücke auf die erweiterte Betrachtung der Ökonomie – unter Berücksichtigung der größeren Kreisläufe des Geldes in ihrem gesellschaftlichen Makro-Gesamtzusammenhang.
Nur ein geistiges Kleinkind kann daher diesen Unsinn vom „Erwirtschaften“ des Geldes durch die Finanzämter und deren obersten Kassenwart nachplappern! Diese inhaltliche Falschmeldung ist allerdings enorm aufschlußreich und gleichzeitig besorgniserregend. Durch die VWL-Brille, ganz sachlich gesehen, erwirtschaften Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen durch ihre Arbeitskraft und Leistung einen Überschuss, der dann ein zu versteuerndes Einkommen ergibt oder sie werden gleich monatlich per Lohnsteuer und diverse Abgaben üppig zur Kasse gebeten. Auf die Idee, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land das zuständige Ministerium dann im Sinne seiner freien Bürger lediglich eine Art Treuhänder des Volksvermögens ist, kommt inzwischen kein Wirtschaftsredakteur mehr. Dieser Treuhänder muss das EINGEZOGENE und eben nicht ERWIRTSCHAFTETE Geld seiner BÜRGER und eben nicht seiner ARBEITSSKLAVEN so seriös wie möglich verwalten und im Staatshaushalt zur Finanzierung der Ausgaben transparent verwenden. Der Staat WIRTSCHAFTET, aber er ERWIRTSCHAFTET nicht. Eigentlich!
Nun kommt der verräterische Teil dieser Botschaft, der von klugen Redakteuren als Steilvorlage hätte erkannt und dann entsprechend hinterfragt werden müssen. Denn tatsächlich nimmt sich der Staat UNSER Geld und steckt es in Staatsbetriebe, wie etwa in die mittlerweile gigantische Sozialindustrie an deren Spitze inzwischen die Caritas als größter Arbeitgeber des Landes dasteht. Da muss man kein schräger „Reichsbürger“ sein um sich mal zu fragen, wie es denn kommt, dass unsere Regierung im Nebengeschäft noch das Land als eine Art GmbH führt, den Investoren (= Steuerzahler!) aber keinerlei Beteiligung an den Gewinnen ermöglicht sondern ganz dreist die Einzahler lediglich an den Risiken beteiligt – läuft beim Staat wie so oft etwas finanziell aus dem Ruder haftet der Steuerzahler, niemand sonst. Die o.g. Meldung hätte also seriöserweise lauten müssen: „Bund behält von dem erwirtschafteten Geld der Bürger einen Überschuss von 12,1 Milliarden Euro – und gibt das Geld nicht zurück!“
Aber, Hand auf’s Herz, was will man hier noch erwarten, wenn selbst aufs Ökonomische spezialisierte Fachmedien wie „Finanzen100“ das Märchen vom „Erwirtschaften“ blind und blöd nachdrucken. Fazit: Wir warten nun noch auf die Jahresbilanzen vom Vatikan, der Mafia sowie Cosa Nostra oder auch der GEZ – die „erwirtschaften“ bekanntlich auch so einiges.
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*Jürgen Stark: Autor bei JouWatch / Artikel und Bild mit freundlicher Genehmigung von JouWatch
https://www.welt.de/politik/video150955664/Bund-erwirtschaftet-12-1-Milliarden-Euro-Ueberschuss.html