Offener Brief von Ralph Giordano an den Bundespräsidenten
Ehrenwerte Bürger in Dresden versammeln sich seit Wochen zu Montagsdemonstrationen, in denen sie vor einer Gefahr durch die schleichende Islamisierung Europas warnen. Unter dem Banner “PEGIDA” (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes; Pegida-Positionspapier) bringen Sie ihre Ängste und Befürchtungen vor einer kulturellen Unterwanderung Europas friedlich durch Protestspaziergänge zum Ausdruck.
Die Menschen fürchten einen frauen- und menschenfeindlichen, archaischen, demokratieinkompatiblen und die Freiheit der Meinung Andersdenkender und -gläubiger und des Individuums beeinträchtigenden radikalen Islam.
Dieser speist sich zum Beispiel durch dem Terrornetzwerk der Al Kaida oder dem Islamischen Staat (ISIS) nahestehenden Gruppierungen. Die Terrorgruppe Boko-Haram verschleppt und versklavt in Nigeria christliche Mädchen. Türkische Nationalisten töten christliche Entwicklungshelfer, Prediger und auch einheimische türkische Christen. Staatspräsident Erdogan hat vor kurzem erst mittels einer Amnestie auch einen Christenmörder freigelassen, während der dem Islamismus zuneigende Erdogan eine Massenverhaftung von Oppositionellen plant. In Pakistan werden Christinnen wegen angeblicher Blasphemie zum Tode durch Steinigung verurteilt.
Die etablierten Altparteien nehmen diese Sorgen der Bürger vor einem Kulturkampf auf europäischem Boden nicht ernst. Stattdessen werden diese Menschen stigmatisiert, diffamiert oder übelst beschimpft:
“Mischpoke” – so bezeichnete Cem Özdemir (Partei Bündnis90/Grüne) in der Sendung von Maybritt Illner die besorgten deutschen Bürger und benutzte damit einen jiddischen Begriff, den die Nationalsozialisten missbrauchten, um die Juden zu diffamieren.
Und die SPD-Politikerin Fahimi verunglimpfte die Hogesa-, Pegida-Demonstranten und die AfD als wörtlich “Brunnenvergifter” (FB-Post vom 12. Dezember).
CDU-Ministerpräsident Tillich (Sachsen) spricht gar von “niederträchtigem Verhalten“.
Anlässlich dieser Hetzkampagne veröffentliche ich den offenen Brief Ralph Giordanos – des ehrenwerten und mutigen Kämpfers für das christlich-jüdische Abendland – an den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff,
Zitat:
“Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
„Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland, das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland, das ist unsere christlich-jüdische Geschichte, aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“. Dieser Satz in Ihrer Rede vom 3. Oktober anlässlich des 20. Gedenktags der Wiedervereinigung offenbart in seiner Pauschalität eine so verstörende Unkenntnis der Wirklichkeit und verfrühte Harmonisierung grundverschiedener Systeme, dass es einem die Sprache verschlagen will.
Ich maße mir nicht an, Ihnen Nachhilfeunterricht in Geschichte erteilen zu wollen, aber hier wird eine blauäugige Gleichsetzung des realexistierenden Islam mit einem EU-konformen Wunsch-Islam so sichtbar, dass energischer Widerspruch eingelegt werden muss. Denn der politische und militante Islam ist nicht integrierbar, aber auch der „allgemeine“ jenseits davon ist noch problematisch genug.
Ist er doch bisher auf die Frage, ob er vereinbar sei mit Meinungsvielfalt, Gleichstellung der Frau, Pluralismus, Trennung von Staat und Religion, kurz, mit Demokratie, jede überzeugende Anwort schuldig geblieben. Eine dunkle Wolke, die am Himmel des 21. Jahrhunderts schwebt, und von der auch die Bundesrepublik Deutschland durch eine total verfehlte Immigrationspolitik unmittelbar berührt wird.
Hier stoßen in der Tat zwei grundverschiedene Kulturkreise aufeinander, und das in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien.
Einmal der judäo-christliche, in dem sich nach finstersten Geschichtsepochen mit Renaissance, Aufklärung, bürgerlichen Revolutionen und ihrer Fortschreibung das liberale Muster durchgesetzt hat, ein gewaltiger Sprung nach vorn. Dann der andere, der islamische Kulturkreis, der nach zivilisatorischen Glanzzeiten, die das Abendland nur beschämen konnten, bei aller inneren Differenzierung dennoch bis heute eine gemeinsame patriarchalisch-archaische Stagnation zu verzeichnen hat: gehorsamsorientiert, säkularitätsfern, auf Ungleichheit der Geschlechter, elterliche Kontrolle und fraglose Anerkennung von religiösen Autoritäten fixiert. Es ist der Zusammenstoß zwischen einer persönliche Freiheiten tief einengenden, traditions- und religionsbestimmten Kultur, und einer anderen, nach langen Irrwegen individualistisch geprägten, vorwiegend christlichen und doch säkularen Gesellschaft.
In dieser Auseinandersetzung türmen sich riesige Hemmnisse, und es sind Muslime selbst, die auf sie hinweisen. So der große türkische Schriftsteller Zafer Senocak, der das Seziermesser an der wundesten Stelle ansetzt: „Kaum ein islamischer Geistlicher, geschweige denn ein frommer Laie, ist willens und in der Lage, das Kernproblem in der Denkstruktur des eigenen Glaubens zu sehen. Sie sind nicht bereit zur kritischen Analyse der eigenen Tradition, zu einer schonungslosen Gegenüberstellung ihres Glaubens mit der Lebenswirklichkeit in der modernen Gesellschaft.“
Oder der unerschrockene Abbas Baydoun, langjähriger Feuilletonchef der libanesischen Tageszeitung „As-Safir“, der sich auf das ähnlich gefährliche Gebiet tabuloser Selbstkritik begibt: „Bei uns suchen viele nach Ausreden, nicht in den Spiegel zu schauen, um uns den Anblick eines fürchterlichen Gesichts zu ersparen, des Gesichts eines anderen Islam, des Islam der Isolation und der willkürlichen Gewalt, der nach und nach die Oberhand gewinnt und bald, während wir dem Höhepunkt der Verblendung zusteuern, unser tatsächliches Gesicht sein wird.“
Was, Herr Bundespräsident, sind Salman Rushdies „Satanische Verse“ gegen diese Beschwörungen? Hier machen Muslime Schluss damit, die Verantwortlichkeit für die eigenen, selbstverursachten Übel und Missstände an „Europa“, den „Großen Satan USA“ oder den „Kleinen Satan Israel“ zu delegieren. Hier prangern Muslime die Unfähigkeit der islamischen Welt zur Selbstreflexion an, hier wird die eigene Elite als der wahre Verursacher der Krise beim Namen genannt. Und dabei ausgesprochen, was auszusprechen kein Nichtmuslim je wagen würde: Nicht die Migration, der Islam ist das Problem!
Ein riesiger, revolutionsüberreifer Teil der Menschheit, die „Umma“, also die gesamte Gemeinschaft der Muslime, so differenziert sie auch in sich ist, droht an ihrer eigenen kultur- und religionsbedingten Rückständigkeit und Unbeweglichkeit zu ersticken. Ein gleichsam dröhnendes Ausrufezeichen dazu: die gespenstische Talmiwelt der Öl-Billionäre am Golf, das Fettauge auf der Bodenlosigkeit eines geld- und goldstrotzenden Zynismus – „Das kann nicht gutgehen“, so Orham Pamuk.
Aber auch in Deutschland, sehr geehrter Herr Bundespräsident, gibt es muslimische Stimmen, die Ihrer Einbringung des islamischen Kulturkreises in den judäo-christlichen skeptisch gegenüberstehen.
So etwa die iranische Theologin Hamideh Mohaghegni, die warnte, „dass die innerislamischen Klärungen auf dem Wege zu einem Euro-Islam noch zwanzig bis dreißig Jahren in Anspruch nehmen werden, und es auch dann immer noch fraglich sei, ob der sich hier durchsetzen oder dem traditionellen Islam unterliegen wird.“
Eine andere Stimme, die dazu aufruft, der Meinung des Volkes Beachtung zu schenken und muslimischen Verbands- und Moscheevereinsfunktionären kritisch gegenüber zu treten, ist die von Dr. Ezhar Cezairli, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz: „Ich finde es verständlich, wenn Menschen, die keineswegs der rechten Szene zugehören, Angst vor Islamisierung haben.“ Und weiter: „Es ist eine Gefahr für die Zukunft Deutschlands, dass manche Politiker durch ihre Ignoranz gegenüber islamischen Organisationen dabei sind, die Grundlagen unserer aufgeklärten Gesellschaft aufzugeben.“
Das all den Pauschalumarmern, xenophilen Einäugigen, Sozialromantikern, Gutmenschen vom Dienst und Beschwichtigungsaposteln ins Stammbuch, deren Kuschelpädagogik auch nach Thilo Sarazzin noch so tut, als ob es sich um eine multikulturelle Idylle handelt, die durch sozialtherapeutische Maßnahmen behoben werden könnte.
Keine Missverständnisse, sehr geehrter Herr Bundespräsident: Es bleibt die Ehre der Nation, jeden Zuwanderer, Fremden oder Ausländer gegen die Pest des Rassismus und seine Komplizen zu schützen. Gleichzeitig aber ist es bürgerliche Pflicht, sich gegen Tendenzen, Sitten, Gebräuche und Traditionen aus der türkisch-arabischen Minderheit zu wehren, die jenseits von Lippenbekenntnissen den freiheitlichen Errungenschaften der demokratischen Republik und ihrem Verfassungsstaat ablehnend bis feindlich gegenüberstehen.
Die entscheidenden Integrationshemmnisse kommen aus der muslimischen Minderheit selbst, auch wenn man davon ausgehen kann, dass ihre Mehrheit friedliebend ist. Es bleibt jedoch verstörend, wie rasch in der Welt des Islam riesige Protestaktionen organisiert werden können, sobald Muslime sich angegriffen oder beleidigt fühlen. Wie stumm es aber in den hiesigen Verbänden und Moscheevereinen bleibt, wenn, zum Beispiel, in der türkischen Stadt Malatya drei Mitarbeiter eines Bibelverlags massakriert, Nonnen in Somalia erschossen und in Pakistan Christen wegen Verstoßes gegen das „Blasphämiegesetz“ in Todeszellen gehalten werden, wo sie auf ihre Exekution warten. Eisernes Schweigen…
Das Migrations/Integrationsproblem erfordert aber eine ebenso furchtlose wie kritische Sprache.
Wo sind wir denn, dass wir uns fürchten, zu Ausländer- und Fremdenfeinden gestempelt zu werden, wenn wir uns zu eigenen Wertvorstellungen bekennen? Wo sind wir denn, dass wir uns scheuen müssen, eine paternalistische Kultur, in der das Individuum nichts, die Familie und Glaubensgemeinschaft aber alles ist, integrationsfeindlich zu nennen? Was ist denn falsch an der Feststellung, dass in ungezählten Fällen der Zuwanderung der Anreiz nicht Arbeit gewesen ist, sondern die Lockungen der bundesdeutschen Sozialkasse?
„Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ – wirklich?
Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass es nicht unbedrohlich ist, daran Zweifel zu äußern – ich weiß, wovon ich rede. Der Islam kennt die kritische Methode nicht. Deshalb wird Kritik stets mit Beleidigung gleichgesetzt. Was nicht heißt, daß es keine kritischen Muslime gibt.
Meinen Beitrag führe ich an ihrer Seite, mit so tapferen Frauen wie Necla Kelek, Seyran Ates, Mina Ahadi, Ayaan Hirsi Ali – und allen anderen friedlichen Muslima und Muslimen auf der Welt.
Noch ein Postscriptum zu meinem eigenen Antrieb: Als Überlebender des Holocaust kenne ich den Unterschied zwischen Hitlerdeutschland und der Bundesrepublik. Ihre Demokratie ist mir heilig, denn nur in ihr fühle ich mich sicher.
Deshalb: Wer sie antastet, hat mich am Hals, ob nun Moslem, Christ oder Atheist.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ralph Giordano”
Zitatende
Hat dies auf Interplanetar's Blog rebloggt und kommentierte:
Idee christlich-jüdisches Abendland,
ist überholt. Poetische dunkle Wolken sind Nichtssagend. Ideal des guten Menschen sieht real sehr unterschiedlich aus. Sicherheits- Unsicherheitsgefühle sind im Bezug Zukunft immer sehr subjektiv. Recht haben wollen, setzt gültiges Recht, Legitimation, Beweis voraus. Gewiss sind hier noch ca. 60 % Mitglieder der Kirchen, aber nur 5-10 % gehören inklusive Amtspersonen dem aktivistischem Fanclub an. Davon ist dann die Mehrheit ab 60 Jahre aufwärts. Kultische Sitten, Gebräuche Traditionen können grundsätzlich nicht zur Staatspflicht gemacht werden. Kultur ist Ackerbau und Pflege. Gutmensch galt bereits 2011 als Unwort, Kampfbegriff zur Diffamierung Andersdenkender.
Guter Glaube, Vertrag Treu und Glaubens, ist anderes wie parteiliche, loyalitätspflichtig Glaubenswissenschaft. Mit Mangel an selbstbestimmte Informations, Wissenschaftsfreiheit, ist auch Mangel an Verantwortungsfähigkeit Grußformel ist bei Gerichten und Behörden inzwischen Rückständigkeit und Unbeweglichkeit
Religionsfreiheit und Apostasie,
zwingende unantastbare Wahrheit, universal-totalitären Anspruch, fiktive Monopolstellung, Ketzer- und Konfessionsstreits im Christentum, Konkurrenzdenken,zum Islam, beißen sich allgemein. Konflikte entstehen zwangsläufig mit massivem missonarischem Eifertum, Proselythenmacherei. Christentum und Islam haben da viel Gemeinsamkeit.
Der Status der Frau
ist in allen offiziellen Glaubensbüchern, Religionen fragwürdig. Auch EKD hat ca. 90 % Männer in der Führung. Gewalt gegen Frauen gibt es nicht nur im Islam.
Ursprung der Menschenrechte
liegt nicht in der christlichen, auch nicht in islamischer Religion. Menschenrechte sind eher im Aufbegehren gegen christliche Konfessionen errungen worden, wie von ihnen ausgegangen. Vatikan hat keine Menschenrechte unterzeichnet, Islam hat auch andere Menschenrechte. Allgemein hat die fromme Erbsündentheologie nichts mit Grundrechte gemeinsam.
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