Wiedervereinigung? Unmöglich, oder…?

Wiedervereinigung? Unmöglich, oder…?

 

Von Freddy Kühne

 

1982 als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war und ich als 10-jähriger Bundestagsdebatten im Fernsehen mit Aufmerksamkeit und Spannung verfolgte – als Politiker noch mit Leidenschaft, Einsatz und aus Überzeugung verbale Schlachten austrugen – dachte noch niemand daran, dass 1989 die Mauer zwischen den beiden deutsch-deutschen Staaten fallen könnte.

Mein Opa wohnte in Kassel, nahe der Zonengrenze, sodaß ich zumindest den Trennzaun mit Todesstreifen und Wachtturm bei einem Besuch kennengelernt hatte: ich erinnere mich noch genau an das mulmige Gefühl, das mich beim Anblick beschlich – und ich ahnte und fühlte, dass dieser Zaun zu Unrecht Menschen einsperrte, und empfand den Zaun als äusseres Merkmal eines großen Gefängnisses.

Die Siebenbürgendeutschen – aus Rumänien freigekaufte überzeugte evangelikale Christen – berichteten davon, wie es unseren christlichen Brüdern und Schwestern im sozialistischen Rumänien erging: Bibeln waren verboten, sie mussten heimlich unter Lebensgefahr eingeschmuggelt werden. Wer mit einer

Bibel erwischt wurde, konnte mit Gefängnis rechnen.

Hinzu kam die Aufstellung der SS20 seitens der Sowjetunion sowie die Tatsache, dass die Sowjetpresse „Prawda“ ständig die Unwahrheit sagte, wenn ein Sowjetchef mal wieder im Sterben lag: jedesmal hieß es, die Abwesenheit des Sowjetchefs wäre eine unbedenkliche Kleinigkeit, bald würde er wieder sein Amt wahrnehmen.

All diese Erlebnisse brachten mich als 10 bis 12 jährigen Jungen dazu zu verstehen, dass das rote Imperium des Sowjetsozialismus eine einzige Unterdrückungsmaschinerie war, die auf Einschüchterung, Denunziation und Unterdrückung der Freiheit beruhte.

Als Ronald Reagen auf Drängen von Helmut Schmidt die Nato zum Nato-Doppelbeschluss brachte und in Deutschland plötzlich Hunderttausende sogenannte „Friedensbewegte“ zwar von den USA eine Nichtaufstellung der Pershing 2-Raketen verlangte – aber die Friedensbewegung von der Sowjetunion keine Abrüstung ihrer SS 20 verlangte, wurde mir klar, dass hier eine gewaltige Fehleinschätzung zwischen Ursache und Wirkung seitens der Friedensbewegung vorlag:

die Friedensbewegung dämonisierte Helmut Schmidt, die Nato und die USA, während sie über die Vorgänge hinter dem Eisernen Vorgang hartnäckig schwieg und hinwegsah.

Diese Tatsache verhinderte meine Solidarisierung mit der Friedensbewegung. Meine Sympathie für Helmut Schmidt und für die SPD des Helmut Schmidt schlug in Sympathie für Helmut Kohl, die CDU und die US-Republikaner unter Ronald Reagan um: fortan entwickelte sich meine politische Einstellung hin zum konservativen patriotischen amerika-, nato- und israelfreundlichen deutschen Patrioten, der ich bis heute geblieben bin.

Ich wusste innerlich seit 1982 immer, dass die Mauer ein Unrecht war – und ich ging davon aus, dass sie fallen würde. Ich unterstützte den Nato-Doppelbeschluss und die Aufstellung der Pershing-II-Raketen.

Im Deutsch-Aufsatz in der Schule wählte ich als Thema „Pro-Tiefflugübungen der Nato“ aus, woraufhin meine aus der DDR geflüchtete Deutschlehrerin mit Unverständnis und Kritik reagierte:

der Fall der Mauer blieb in den Köpfen meiner Mitmenschen eine Unmöglichkeit – ich jedoch glaubte weiterhin fest an den Fall des Imperiums der Sozialistischen Sowjetrepubliken.

Ich blieb trotz der vom linken Mainstream beeinflussten Lehrerschaft bei meiner Überzeugung und festigte sie weiter: Pro Nato, Pro USA und pro Israel. Contra Sowjetunion, contra DDR, contra Sozialismus.

Als die Mauer 1989 fiel, lief ich am 3. Oktober 1990 mit der Deutschlandfahne in die Fussgängerzone meiner Heimatstadt – und wunderte mich, dass wir nur drei vier weitere Personen vorfanden – ohne Fahne. Ich war tatsächlich der einzige mit Fahne, konnte das wahr sein? Warum freute sich keiner über den Fall der Mauer, über den Zerfall des Unrechtsimperiums, dass den Christen und Andersdenkenden die Freiheit genommen hatte?

Die Frage ist für mich bis heute nicht beantwortet – aber ich erwarte auch keine Antwort mehr auf diese Fragen.

Ich stelle für mich fest, dass die Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg ein Volk geworden sind, dass der patriotischen Gefühle nicht mehr fähig war: so musste ich sogar die Deutschlandfahne aus meiner Kirchengemeinde entfernen, die ich – aus Anlass zu einem Quiz über die Deutsche Einheit – zur Dekoration unter einen Informations- und Büchertisch gelegt hatte.

Kurz zuvor war ich noch zu Besuch in England gewesen und hatte die britische Fahne in der Kirche hängen gesehen und verstand als junger deutscher Patriot die Welt nicht: was in Gottes Namen war schlimm daran, die eigene Flagge der Deutschen auszulegen – während dies in England eine unangefochtene Selbstverständlichkeit war?

Was ich dem englischen Patrioten freimütig gönnte und zustand, warum sollte es mir verwehrt bleiben?

Ich verstand mein Land und meine Leute nicht – und blieb doch im Herzen ein Patriot.

Ich habe mich bis heute in meiner Einstellung nicht verändert – aber mein Land veränderte sich mit der Ausrichtung der Fussballweltmeisterschaft 1996 im eigenen Land: plötzlich war es schick, eigene Flaggen zu schwenken, unbekümmert die Freude über seine Nation zu zeigen.

Seitdem wundere ich mich über diesen wunderbaren mentalen Wendepunkt meiner Mitbürger. Noch besser wurde es bei der WM 2010: inzwischen waren sogar die Leute in meiner Kirchengemeinde soweit, dass Nationalspiele im Gotteshaus übertragen werden konnten – und wie selbstverständlich – als hätte es die Zeit der Beschämung über die eigene Nation nie gegeben – tauchten junge Menschen in Trikots mit den Nationalfarben auf. Sogar Deutschlandfahnen konnten im Kirchengebäude aufgestellt werden, ohne, dass sich irgendjemand darüber beschwerte und wunderte.

Und die Moral von der Geschicht: verliere Deinen Glauben an Gott und seine Wunder nicht !

Deshalb bedanke ich mich bei unseren Bürgerrechtlern der DDR für ihren verzweifelten Mut, bei Ronald Reagan und Helmut Schmidt für ihre Standhaftigkeit, bei Helmut Kohl, Gorbatschow und George Bush für ihre Weitsichtigkeit und bei unserem Vater im Himmel für das Wunder eines friedlichen Mauerfalls trotz einer bis an den Himmel hochgerüsteten Armee beiderseits des Eisernen Vorhangs.

Wiedervereinigung? Unmöglich, oder…?

P.S.: Meine Frau kommt aus einem der neuen Bundesländer, so habe ich noch zusätzlichen Grund, dankbar für die auch persönlich vollzogene Deutsche Einheit zu sein.

Ich grüße alle Deutschen! Freut Euch und feiert die Einheit.
Gott segne unser Vaterland.

 

 

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Über 99Thesen

Ich bin - unter anderem - der Urenkel des ersten Kammerdieners und der zweiten Mammsell des letzten deutschen Kaisers. Seit Kindertagen bin ich gläubig an Jesus Christus und setze mich für die Freiheit des Evangeliums, Religions- und Meinungsfreiheit ein - ebenso wie für den Erhalt konservativer Werte und den Schutz der Schöpfung. Rheinische Lebensfreude erfahre und erlebe ich in meiner rheinisch-bergischen und oberbergischen Heimat und paare diese mit einem preußischen Verständnis von Pflichterfüllung , Einsatzbereitschaft und Leidenschaft sowie die Liebe zu meiner Heimat, zur Natur und christlichen Kultur europäischer und insbesondere deutscher Prägung. Dazu gehört für mich auch wie die Luft zum Atmen die Dinge mal humorvoll und auch überspitzt mal auf die "Schippe " zu nehmen. Ein paar Spritzer rheinischer Lässigkeit und Lebensfreude gehören so zu meiner Lebensqualität dazu. Mein Blog 99Thesen finden Sie hier: 99thesen.com
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