Das Ende journalistischer Hoffnungsträger am Beispiel der Bettina Röhl

von Waldemar Pabst

Es ist Zeit Wladimir Putin zu danken. Wie ein Sieb trennt er verlässlich jene, die noch zu den eigenen Werten stehen, von den neuen Russlandfans, deren geheime Sehnsucht wieder die zärtliche Knute melancholischer Kosakengesänge in Form moskowiter Hegemonie fühlen möchte und das im feinsten Neusprech deutsche Interessenpolitik nennen. Täglich trifft man auf neue Überraschungen unter jenen, die gern man bis vor Kurzem gern las. Heute entschied die einst geschätzte Bettina Röhl, sich mit einem vermutlich bewusst endlosen Pamphlet in der Wirtschaftswoche endgültig zu demaskieren, in dem sie ihr großes Talent dazu benutzte, die Realität ihren Lesern derart zu verdrehen, dass es dem großen Führer im Kreml ein wahres Fest gewesen sein muss. Da sie dabei so gut wie alle Propagandafelder der Putinversteher berührt, lohnt es zum Abschied den Artikel näher zu betrachten.

Die Propaganda der russischen Autokratie hat ein Grundproblem. Die Fakten sind ungemein schlicht. Es gibt ein Grenzgarantieabkommen mit der Ukraine, für das Russland deren Nuklearwaffen bekam, auch die neue ukrainische Führung hat daran nicht gerüttelt, nicht an der Krimautonomie, nicht am Sewastopolabkommen, nicht an den Rechten von Ukrainern russischer Herkunft. Russland hingegen ist in die Krim einmarschiert, hat eine dortige Marionettenregierung installiert, die ein Referendum unter russischen Waffen und entsprechender martialischer Dauerpropaganda abhielt, mit dem das erwartungsgemäße Ergebnis erreicht wurde, Gerüchten zu Folge in Sewastopol zur Sicherheit mit 123%, so dass nunmehr der Anschluss beschlossen wurde, also exakt das Muster von Adolf in Österreich. Gleichzeitig sind massive russische Armeeverbände hinter der ukrainischen Grenze zusammen gezogen worden, die die jederzeitige Möglichkeit zur Invasion in die Ostukraine bieten. Bereits im Kaukasus hat Russland seit Jahren deutlich gemacht, dass es nur allzugern das einstige Sowjetimperium wieder herstellen will. Also Grund genug aus der Perspektive des abgerüsteten Deutschlands aufzuwachen und die Gefahren zu sehen, aus der Perspektive Polens und des Baltikums eine aufkommende Panik zu verspüren und aus Sicht der NATO ganz oben auf dem Tisch die Frage zu haben, wie kann die Integrität der östlichen Partner garantiert werden und wie setzt man den Akteuren in Moskau verständliche Stoppsignale, bevor sie an deren Grenzen aufmarschieren.

Die Aufgabe der putinschen Propaganda muss also darin liegen, möglichst viele Ablenkungsdiskussionen zu führen, dass den geneigten Lesern die Situation kompliziert vorkommt, sie entweder sagen, was sie am liebsten tun, da kennen wir uns nicht aus und halten uns raus oder gleich anfangen, den Wladi zu verstehen. Röhls Text ist in dieser Hinsicht ein wahres Meisterwerk.

Also beginnt sie mit Chruschtschow und seiner “Schenkung” der Krim an die Ukraine 1954, geht zurück zu Maria Stuart, den Schotten des Mittelalters und spekuliert über deren heutige Unabhängigkeitsmöglichkeiten, als bestünde irgendein Zusammenhang, die Ukraine wäre ein Kunstgebilde mit wechselnden Grenzen, es kommen ein paar Beispiele wo sonst in Europa Grenzen sich aufgelöst hätten und überhaupt wären Russland und sein Nachbar Brüder, die sich mal rauften, als könnten Staaten sich raufen und wären nicht Menschen daran beteiligt, die im Zweifel totgeschossen werden. Alles schwierig, kümmert Euch besser nicht drum, das ist die Aussage! Wo waren jetzt das Grenzabkommen, die Krimverträge? Fehlanzeige, aber wer merkt das schon.

Stattdessen fährt sie mit der Litanei von den europäischen Schuldigen fort. Bettina Röhl ist EU Kritikerin, das sind andere auch, aber eine gewisse Kategorie von denen hat daraus eine eher klinische Paranoia entwickelt, nach dem Motto, die Ukrainer wollten näher an die EU, also sind sie die Bösen. Dass die gar nicht scharf auf den Euro waren, sondern nur verzweifelt die EU als Lebensversicherung gegen russische Übernahmewünsche sahen, spielt keine Rolle. In einem so simplen Weltbild kommen dann die finstersten Verschwörungstheorien auf, die besagen, dass erst eine Einmischung der EU zu den Protesten geführt hätten, mithin die Demonstranten auf dem Maidan sich deshalb von Scharfschützen abknallen ließen, weil dunkle Eurokratenmächte sie manipulierten.

Röhl macht nebulöse Andeutungen, echauffiert sich über die Form der Amtsenthebung des Janukowitsch im von seiner Partei beherrschten Parlament, um die Übergangsregierung zu delegitimieren, dann bricht es aus ihr raus, das Monstrum EU und seine Nomenklatura hätte mit Gier nach der Krim gegriffen, was schon deshalb ohne Beleg bleibt, weil es barer Unsinn ist, sogar Bettina Röhl ist das klar. Wir wiederholen zur Erinnerung, Russland ist gerade in die Krim, ukrainisches Staatsgebiet, einmarschiert und hat die Annexion verkündet. Noch ein paar zusammenhangsfreie Ausführungen über Obamas gescheiterte Nahostpolitik und in der Sache völlig falsche Jugoslawienvergleiche, dann hat der Leser so den Faden zur Realität verloren, dass die Autorin zum Höhepunkt kommen kann, zur fassungslos machenden Ode auf die Demokratie, die sie in dem russischen Zwangsreferendum zu sehen meint. “Die gelebte Demokratie, die am vergangenen Sonntag in der Ukraine eindrucksvoll vorgeführt wurde”, die sie mit der freien Entscheidung der Deutschen zur Wiedervereingung vergleicht, angereichert mit höhnischen Ausführungen zur militärischen Schwäche der Ukraine und der wirklich dummdreisten Lüge, dass Putins Russland, das seine Agenten Unruhe in der ganze Ukraine schüren lässt, nichts mit der Destabilisierung dieses Landes zu tun hätte. Irgendwie ist das schon widerlich, eine durch eine vertragsbrüchige Invasion erzwungene Anschlussabstimmung, die die große Volksgruppe der Krimtataren einer ungewissen Zukunft ausliefert, als demokratische Tat zu feiern. Der Anschluss Österreichs war demnach wohl auch eindrucksvoll vorgeführte gelebte Demokratie. Hitler hatte zumindest weder die Grenzen Österreichs, noch der Tschechoslowakei zuvor garantiert.

Über fünf Seiten breitet sich die Autorin dieserart aus, auf das niemand mehr wahrnehme, worum es geht. Noch einmal: Grenzgarantie, Vertragsbruch, Invasion, Annexion, während die Ukraine sich an alle Vereinbarungen gehalten hat und eine bedrohliche Truppenkonzentration an der Ostgrenze der Ukraine. Das alles kommt bei ihr nicht vor. Das alles darf nicht vorkommen. Der Schwall von Nebenaspekten, Unwahrheiten und Verschwörungstheorien soll verdecken, dass nichts von dem, was hier geschrieben wurde, zur Bewertung relevant ist, die da heißt, hier vergrößert einer mit Gewalt sein Land, zerteilt seinen Nachbarn und wenn wir ihm nicht deutlich den Einhalt nahe legen, dann hört das nicht mehr auf.

Bettina Röhl baut vor. Sie zieht Vergleiche zur friedlichen Teilung der Tschechoslowakei und fragt sich, ob dies nicht auch der beste Weg für die Ukraine wäre. Das mag er vielleicht sein, aber zur Zeit diskutiert kein Ukrainer darüber, sondern der russische Nachbar schafft Fakten mit Soldaten. Immerhin wissen wir nun schon, wie Frau Röhl bei einem eventuellen Angriff auf die Ostukraine argumentieren wird.

Glückwunsch Frau Röhl, Wladimir Putin ist sicher stolz auf Sie. Ich hoffe, Ihre Abkehr von einem guten Journalismus, für den Sie einmal standen, hat sich wenigstens gelohnt.

Ende des Kommentars

Putin`s Russland: allein gegen alle

Faktisch ist die Krim verloren – als Nächstes droht der Verlust der Ostukraine 

Heute läuft auf der Krim das von Russland initiierte Pseudo-Referendum über den Anschluss der ukrainischen Krim an Russland, eskortiert von sogenannten Selbstverteidigungskräften, die über hunderte Fahrzeuge und modernste Kommunikation und auch Hubschrauber verfügen – und somit eindeutig als russisches Militär zu identifizieren ist, selbst ohne Hoheitsabzeichen.

2008 erst hatte Putin die georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien mit militärischer Gewalt Russland angegliedert und kam damit ohne diplomatische oder andere Blessuren davon.
Nun haben wir 2014 und Russland wird sich mit militärischer Gewalt und einem Pseudo-Referendum die Krim einverleiben. Offizieller Grund hierfür ist der Schutz der russischsprachigen Zivilbevölkerung. Dieser Grund ist jedoch nur vorgeschoben, zumal es zwischen Russen, Ukrainern und Tataren unter ukrainischer Regierung immer friedlich zuging. Ein weiterer genannter Grund ist die Behauptung, die neue Regierung in Kiew besteht aus Faschisten. Wahr ist, dass die Menschen monatelang friedlich bei tiefsten Wintertemperaturen demonstriert hatten. Erst nachdem der ukrainische Sicherheitsapparat auf Anweisung von Janukowitsch begann, mit Gewalt gegen die Demonstranten vorzugehen, kamen einige rechtsexteme Gruppen ins Spielfeld des Maidan. Denn nur durch diese Gruppen konnte die Aggression der Sicherheitskräfte abgewehrt werden. Die normalen Demonstranten wären wehrlos der Staatsmacht ausgesetzt gewesen.

Wahre Gründe sind Wirtschaftsinteressen des South-Stream-Pipelines Projekt (durch kürzere Leitungswege wird viel Geld gespart und die Ukraine verdient nicht mehr mit), militär-geostrategische Interessen (gut ausgebaute Häfen der Schwarzmeerflotte Russlands, für die dann keine Miete mehr an die Ukraine gezahlt werden muss) und historisch-folkloristische Gründe.

Diese Annexxion fremder Staatsgebiete stößt jedoch auf viel Widerstand – und wenig Gegenliebe – auch bei anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. So hat bisher keine ehemalige Sowjetrepublik die Annexion Südossetiens und Abchasiens anerkannt. Und auch diesmal geben Kasachstan und Weissrussland – wenn auch leise – Signale, dass sie das russische Vorgehen nicht unterstützen.
Der Europarat hat mit den Stimmen von 43 zu 1 (Gegenstimme: Russland) das völkerrechtswidrige Einverleiben der Krim missbilligt. Zudem drohen die USA und die EU Russland nun mit Sanktionen. Russland agiert gegen den Rest der Welt.
Die Annexxion der Krim jedenfalls verstösst klar gegen das Völkerrecht. Doch sichere Grenzen sind im Interesse aller Staaten in Europa, auch im Interesse Deutschlands.

Allerdings werden die angedrohten Sanktionen Putin eher noch dazu anstacheln, weitere Schritte zu unternehmen und sich – wenn schon denn schon – nun auch noch die Ostukraine bis zum östlichen Ufer des Dnjepr einzuverleiben. Hier ist die Montanindustrie mit etlichen Rüstungsbetrieben vertreten, die beispielsweise Getriebe für russische Panzer und Schiffe produzieren.

In der Ostukraine organisiert Russland gezielt pro-russische Demonstrationen und sorgt vermutlich mit gezielten Provokationen für eine systematische Destabilisierung.

Die Ukraine selbst ist Russland militärisch hoffnungslos unterlegen. Wenn die Nato aber nicht spätestens in einer oder zwei Wochen eine reale militärische Drohkulisse an der polnisch-ukrainischen Grenze aufbaut, dann wird Putin sich auch die Ostukraine einverleiben.

Moldawien könnte das nächste Gebiet sein, was sich Wladimir der Große dann nach dem Zerfall der Sowjetunion wieder zurückholt. Denn freiwillig werden die russischen Nachbarn wohl momentan kaum seiner geplanten eurasischen Union beitreten wollen.

Wenn Europa und die Nato der Ukraine jetzt nicht tatkräftig militärisch und finanziell hilft, dann wird die ukrainische Bevölkerung für ihren monatelangen Einsatz in bitterster Kälte bestraft. Darauf wird Enttäuschung und Abwendung vom Westen folgen. Darauf setzt Putin mit seiner Machtpolitik des 19. Jahrhunderts.

Nachfolgend drei Videobeiträge

Krim-Diskussion bei Maybrit Illner 2014
 

Euro-Maidan 2014

Krim: die schöne Halbinsel - Dokumentation
 
Krim - Feldzug im 2. Weltkrieg 

Kleine Fakten für Putinversteher

Kleine Fakten für Putinversteher von Waldemar Pabst
Beliebt in Zeiten wie diesen, in denen es brenzlig zu riechen beginnt, ist das Verschanzen hinter Unwissen oder das Verständnis für die Motive des Aggressors. Beides erlaubt das zurückgelehnte Zuschauen ohne schlechtes Gewissen oder wichtigtuerisches Dummschwätzen über vermeintlich komplizierte Situationen, mit tiefgründigen Beschreibungen der Motive von Kriegsherren und Menschenfeinden, garniert mit den ungeniert aberwitzigsten Räuberpistolen über finstere westliche Machenschaften, von 6000 heimlich nach Deutschland gebrachten britischen Panzern (die gesamte NATO verfügte zur Hochzeit des Kalten Krieges über 5000), bis hin zum EU Griff nach der Schwarzmeerflotte (was zur Hölle wollten Brüssels Bürokraten mit rostigen Schiffen in einem Binnenmeer, egal, nur nicht mit Realität aufhalten). Jeder möchte mal Schwall-Schwadroneur sein.

Seit Jahren und mit Sorgfalt hat Putins Russland sich durch die gesamte Bandbreite der Politik dienstbeflissene Helfer geschaffen. Dass die umbenannte SED auf der Linken, einst sowjetische Gründung, weiter zu ihrer Geschichte steht, entspricht den Erwartungen, die Verschwörungstheoretiker vom Schlage Elsässer, Kopp Verlag und Ken Jebsen finden neue Nahrung für ihren Hass auf die freie Welt, Regierungspolitiker wie Gernot Erler spielen Lobbyisten, Gazprom-Gerd Schröder waltet seines Amtes, die sonst geschätzte Publizistin Bettina Röhl und andere Schreiberlinge machen es auf intellektuelle Weise, AfD wie Neue Rechte sehen in Russland den Heilsbringer für die deutsche Weltgeltung. Alle gehen mit geschriebenem Dauerfeuer in Stellung, um dem Annexionskrieg beizuspringen. Junge Welt und Junge Freiheit Arm in Arm, es könnte zum Lachen sein, wenn der Anlass nicht so traurig wäre und die verbreiteten Lügen nicht derart krass das Gegenteil der Wahrheit verkündeten. Dabei sind die inneren Verhältnisse der Ukraine gar nicht relevant zur Beurteilung des gezielten russischen Vorgehens und der offenen Angriffs- und Eroberungsplanung.

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Aktuell: USA: die 10 Lügen des Wladimir Putin. Ukraine: russische Panzer auf unserem Gebiet nicht akzeptabel. EU: politische Assoziation der Ukraine kommt nun sehr bald

 USA schicken Kampfhubschrauber nach Osteuropa / USA: die 10 Lügen des Wladimir Putin / Ukraine: wir akzeptieren keine russischen Kampfpanzer auf unsserem Gebiet / EU: Assozierungsabkommen mit der Ukraine folgt sehr bald

In der Propagandaschlacht um die Ukraine verbreitete Wladimir Putin Aussagen, die die USA nun als Lügen enttarnen.

Lesen Sie im Focus: USA: die 10 dreisten Lügen des Wladimir Putin.

Die EU prüft währenddessen, ob und welche Sanktionen sie gegen Russland beschliessen kann, um Druck auf Russland auszuüben,

damit die russischen Truppenteile die Ukraine wieder verlassen. Merkel – so nachzulesen im Ticker auf Welt-Online – berichtet, dass die EU die VISA-Gespräche mit Russland suspendiert, also aussetzt. Sollten in den nnächsten 10 Tagen keine Gespräche der internationalen Kontaktgruppe stattfinden, werden weitere Massnahmen wie Reisebeschränkungen und Kontosperrungen beschlossen.

Zudem fordert die Nato den Truppenabzug der Russen von der Halbinsel Krim. Die ukrainische Regierung lässt verlauten, dass
sie keine russischen Panzer auf ihrem Territorium tolerieren wird.

Die EU teilt unterdessen mit, dass die politische Assoziation der Ukraine mit der Europäischen Union nun sehr bald erfolgen soll (nachzulesen im Ticker von Welt-Online am 06.03 um 18:05).

Die USA schicken zudem Kampfhubschrauber nach Osteuropa – lesen Sie mehr im Focus-Ticker.

Bürger auf der Krim: vor wem wollen uns die Russen schützen?

Bürger auf der Krim diskutieren mit russischen Soldaten – diese selbstverständlich weiter ohne Hoheitsabzeichen unterwegs….

die Bürger verlangen, dass die Soldaten die Waffen wegstecken – diese würde ihnen Angst machen. Zudem soll eine Frau fragen „Vor wem wollt ihr uns eigentlich beschützen?“ und „Wir sprechen hier alle russisch.“
Lesen Sie dazu mehr auf Welt Online.

Putin: es ist alles nur Zufall – ein Missverständnis … wir wollen doch gar keinen Krieg

Zynisch-satirischer Essay

Nein – es ist alles Zufall – wenn man Putin glauben mag. Die Militärübung mit 150.000 Soldaten in der Nähe der Krim war sowieso längst geplant und ist ja auch schon wieder vorbei. Auf der Krim sind gar keine russischen Soldaten – Putin weiß sich auch keinen Rat, wer die volluniformierten Soldaten ohne Hoheitskennzeichen sind, die vor ukrainischen Kasernen, ukrainischen Flughäfen usw. patroullieren. Ach ja – aber für alle Fälle: eine russische Intervention behält sich Putin dann doch vor, wenn russische Bürger bedroht seien. Zur Not verteilt man schnell ein paar russische Pässe an die Menschen – so wie damals in Georgien – und sorgt selbst ein bißchen für Unruhe. Und dies sei ja auch völkerrechtlich gedeckt, hat doch der geflüchtete Janukowitsch ein Papier mit der Bitte um militärische Unterstützung mitgebracht…. nein, wie praktisch und zufällig. Putin kann gar nichts dafür, dass das jetzt alles so imperialistisch wirkt und die russischen Nachbarn und die Welt in Angst und Schrecken erstarren. Hat Gerhard Schröders Duz-Freund als lupenreiner Demokrat doch gar nichts gegen Demonstrationen – solange sie pro-russisch sind. Und – ausgerechnet jetzt testet Russland eine Interkontinentalrakete. Das hat aber nun gar nichts miteinander zu tun, oder? 

Im übrigen: die putinsche Idee mit dem Schutz der russischen Minderheit ist doch nachahmenswert: wir haben doch auch noch einige deutsche Minderheiten in Tschechien, Chile, den USA usw. Vielleicht sollten wir uns Putin zum Vorbild nehmen?

– Ende des satrisch-zynischen Artikels –

weitere Artikel: Ukraine – Grüne für Krieg

Russland droht die Ukraine militärisch zu schlucken

Die Gedanken sind verwirrt, der Westen ist überrascht. Im Westen hatte niemand damit gerechnet, dass Russland zur Machtpolitik des 18. und 19. Jahrhunderts zurückkehrt.
Im Gegensatz zu Deutschland, das durch die Niederlage im 2. Weltkrieg alle Gebiete verlor und arg dezimiert wurde, profitierte Russland bisher durch alle Epochen hindurch von gewaltsamen Eroberungen fremder Territorien – und behielt diese zu 90 Prozent auch – abgesehen von Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Georgien.

Russland behielt jedoch auch fast alle durch die drei Teilungen Polens im 18. Jahrhundert „gewonnenen“ Gebiete bei.
Damals wurde Polen zwischen dem Haus Habsburg (Österreich-Ungarn), dem Zarenhaus (Russland) und Preußen (Deutschland) innerhalb von ca. 50 Jahren durch drei Teilungsvorgänge aufgelöst.
Unter Zarin Katharina II. wurde dann die Krim von den Osmanen/ Tataren befreit. Die Zarin sah als oberste Repräsentantin des orthodoxen Glaubens die „Befreiung“ der Krim als ihre Pflicht an.
Katharina siedelte anschliessend Russen und Deutsche im Bereich der Krim an.

Haus Habsburg

Der westliche Teil der heutigen Ukraine (Galizien und Lodomerien) wurde damals dem Haus Habsburg zugeteilt. Die Gebiete zwischen Königsberg und Preußen wurden Preußen zugeschlagen. Der größte Teil fiel an Russland. Teile davon gehören noch heute zur Ukraine.

Im 20. Jahrhundert ließ der Verbrecher Stalin die Zentralukraine systematisch aushungern und erneut Tataren aus der Krim deportieren.

Dieser geschichtliche Hintergrund, die wirtschaftliche Stärke Russlands und die momentane Führungsschwäche des Westens (Obama wird als schwacher Aussenpolitiker in die Geschichte der USA eingehen, die EU scheint noch nicht zu verstehen, dass sie Putin wohl nicht mehr mit Worten an seinen Plänen hindern kann) bestärkt Putin in seinem russischen Imperialismus.

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Welt aktuell: Bankenkrise – Griechenland – Ukraine – Israel – Chile

Welt aktuell:

Bankenkrise – Griechenland und die Zahlen- Proteste in der Ukraine – Schneechaos in Israel – Stichwahl in Chile

Es ist unglaublich, wie sich die Welt seit 2008 verändert. Niemand hätte daran zu denken gewagt, dass Banken – bisher gerade in Deutschland gemäß traditioneller kaufmännischer und hanseatischer Art – Ursache eines Finanzzusammenbruchs werden. Die alten Werte von kaufmännischer Vorsichtigkeit wurden in den letzten zwei Jahrzehnten – nach Aufhebung des Glass-Steagall-Acts durch US-Präsident Clinton – über Bord geworfen: die schnelle Protitgier, der sekundenschnelle automatisierte Handel mit Optionen, Wetten, und anderen künstlichen Finanzprodukten – der sich von der Realwirtschaft vollständig abgekoppelt hat – hat das westliche Finanzsystem an den Rande des Abgrunds manövriert.

Dazu kommen Staaten mit unverantwortlich handelnden Politikern wie beispielsweise in Griechenland: diese scherte nur der Erfolg im Jetzt und Hier, ein ganzes Land übt sich im Steuer“vermeiden“, auf den griechischen Inseln wurde keine Steuer kassiert, die Verwaltung jahrelang ohne Computer, ohne irgendeinen Hang die Außenposten einzutreiben – völlig unorganisiert und ineffizient – wie in so manchem anderen Südland auch.

Zudem – so berichten aktuelle Artikel – sehen die tatsächlichen Zahlen in Griechenland nicht so gut aus, wie gerne dargestellt wird.

Auch hier haben die Banken hoch gepokert – Anleihen von solchen riskanten Staaten in Hülle und Fülle gekauft – um nachher das Risiko mittels staatlichen europäischen Rettungsfonds, die zu mind. 30 Prozent durch den deutschen Steuerzahler finanziert werden, auf die Allgemeinheit abzuwälzen – was ich Eurosozialismus nenne, weil es die eigentlich in der Marktwirtschaft untrennbare Verbindung zwischen Verantwortung und Haftung der privaten Hand auflöst und die Risiken sozialisiert – die Gewinne dagegen individialisiert. Die geplante Bankenabwicklung gemäß der Haftungskaskade soll ab 2016 schrittweise eingeführt werden.

Das ganze Finanzsystem –  steht trotz Eurorettungsfonds und trotz geplanter Bankenunion – am Rande des Abgrunds. Denn das Prinzip des Zins und Zinseszins kann am Ende irgendeiner der Marktteilnehmer nicht mehr erwirtschaften. Daher gab es auch zu alttestamentarischen Zeiten das sogenannte Jobel- oder Jubeljahr: nach 50 Jahren wurden alle Schulden erlassen. Die nachfolgende Generation konnte neu durchstarten – ohne Erbschulden und Erblasten.

Zudem war das verlangen von Zinsen von einem in Not geratenen Glaubensbruder gemäß der Heiligen Schrift untersagt.

Die Finanz- und Schuldenkrise der Eurostaaten aber schreckt osteuropäische Menschen noch lange nicht davor ab  – sich in Richtung Westeuropa zu orientieren – und sich von Rußland abzuwenden.Seit Putins zweite Amtszeit begonnen hat, werden die Rechte von Oppositionellen und Journalisten immer weiter eingeschränkt. Putin lenkt mit den Olympischen Spielen und der Gewährung für Asyl für Edward Snowden gerne von diesen Tatsachen ab. Daher haben viele Menschen in der Ukraine berechtigte Sorge von zunehmendem politischen Einfluss aus Rußland.

Die politische und finanzpolitische Wetterlage in der Welt ist also arg in Bewegung und birgt noch viele Überraschungen.

So schlägt auch das Wetter im Nahen Osten derzeit rekordverdächtige Kapriolen . Allen Klimaveränderungswarnungen zum Trotz hat es in Jerusalem und Israel zum ersten Mal seit ca. 100 Jahren Schnee in einer Höhe von 40 Zentimetern gegeben. Wer also in Europa die Chance zum Winterurlaub nutzen will, kann sie in Jerusalem nutzen.

Am anderen Ende der Erde in Chile finden heute die Stichwahlen zur Präsidentschaftswahl statt. Es bleibt auch hier abzuwarten, wie sich die politische Lage entwickelt und auf die Menschen und die Wirtschaft dort auswirken wird. Die Favoritin Michelle Bachelet jedenfalls lässt sich von einem skurillen Bündnis aus Sozialisten, Christdemokraten, Sozialdemokraten und (!) Kommunisten tragen.

Es wünscht Ihnen einen besinnlichen Advent

Ihr 99 Thesen alias Frederick Kühne

Pulverfass im Nahen Osten gemeinsam entschärfen

Der Westen sollte aufhören, die islamistische Oppostion in Syrien zu unterstützen.

Das wird nur zu afghanischen Zuständen führen und zu weiterer Christenverfolgung ! Schon bereits jetzt wurden Christen durch die bewaffneten fanatischen Islamisten bedroht und verjagt.
Denn innerhalb der Opposition Syriens sind die radikalen Kräfte stärker geworden. Begann – wie in Ägypten – durch die säkularen Kräfte die Rebellion – springen in Syrien (ebenfalls wie in Ägypten) die radikalen Kräfte auf den fahrenden Zug auf und übernehmen diesen.
Anstatt die Opposition wie in den 80er Jahren in Afghanistan gegen Russland zu unterstützen sollte man zusammen mit Russland, Assad und der säkularen Oppostion einen Fahrplan zur Demokratisierung entwickeln. Denn wenn man die Radikalen einmal gestärkt hat, machen sie sich nach dem Sieg selbstständig und pfeifen auf die Werte und Ziele des Westens. Dann droht ein Zerfall der Ordnung in Syrien mit denselben Folgen wie in Afghanistan.
Das Blutvergießen in Syrien muss endlich ein Ende haben !

Der Westen sollte sich darauf konzentrieren, jeglichen Waffenimport nach Syrien zu verhindern. Dass dies durch Aktionen wie der Abfangung eines zivilen Flugzeugs welches Munition geladen hat möglich ist, zeigte das jüngste Beispiel der Türkei.

Die Nato müsste lediglich mit Israel und der Türkei die Grenzen Syriens mittels Luftraumüberwachung absichern und ggf. die Grenzübergänge zwischen Iran und Syrien ausser Gefecht setzen, um von dort den Nachschub zu verhindern.

Eine Abstimmung mit Russland, der Türkei und Israel wäre hier wünschenswert. Vielleicht ließe sich sodann mit Rußland auch in der Frage des Iran eine gemeinsame Lösung finden. Ein Junktim wäre im Bereich des Möglichen. Das Pulverfass im Nahen Osten kann nur gemeinsam mit Russland entschärft werden.

Sicher hat die Türkei das unbestrittene Recht ihre Grenzen zu verteidigen. Aber das massive Zusammenziehen von militärischem Gerät und Truppen an der syrischen Grenze lässt eher die Vermutung zu, dass die Türkei bestrebt ist, in Syrien einzumarschieren um dort einen vielleicht 50 km tiefen Pufferstreifen zu besetzen.

Hier sollten der frisch gebackene Friedensnobelpreisträger EU und die Nato ihren Einfluss auf die Türkei nutzen, um eine militärische Eskalation zu verhindern bzw. um ein eventuelles Vorgehen vorher gemeinsam abzustimmen und ein Alleingang Erdogans zu verhindern.